Corona Woche 7 – Gedanken über mein eigenes Training

Corona Woche 7 – Gedanken über mein eigenes Training

Wie ich die Freude an der Übung – nur für mich selbst – neuentdeckte. Ein Perspektivwechsel bedingt durch äußere Umstände.

Im März und April 2020 wurde der Trainingsbetrieb ausgesetzt. Es fanden keine regulären Trainings statt und keine Seminare, daher gab es keine Termine und keine „Verpflichtung“ ein Training zu führen/zu besuchen. In einer solchen Situation erfordert es deutlich mehr Selbstdisziplin zu trainieren. Aber wenn man trainiert, dann auch aus einem anderen (neuen?) Grund. Denn man trainiert nicht aus Gewohnheit oder wegen eines regelmäßigen Termins. Wenn ich während der Corona-Phase trainiere, dann weil ich es will, weil ich Lust habe, weil mein Körper es will, weil ich das Bedürfnis habe fit zu bleiben, weil ich an etwas arbeiten will, weil ich keinen Stillstand akzeptieren mag.

Seit der Corona Phase gehe ich jeden Sonntag Bo trainieren. Allein. Es ist wundervoll, die Natur, ich und mein Stock. Ab und zu ein paar Spaziergänger mit und ohne Hund, aber in der Regel habe ich die Chance mich ganz allein mit mir und meiner Kampfkunst auseinander zu setzen. Ob das nun 50min oder 110min dauert, liegt allein an mir. Ob das morgens um 8 oder doch erst 10.30 Uhr ist, liegt an mir.

„Die Möglichkeit hast du doch sonst auch“

Ja, genau, aber ich habe es nicht (oft) getan. Ich habe die letzten Jahre quasi kaum allein und nur für mich trainiert. Ich habe das Training vorbereitet, bin ins Training und habe unterrichtet. Weil ich eine Verantwortung habe und ein gutes Training machen will. Oder ich bin auf Seminare gefahren oder zu anderen Trainings und habe „konsumiert“. Aber in den letzten Wochen habe ich fast ausschließlich für mich und meinen persönlichen Fortschritt trainiert, nur wenn ich den eigenen Hintern hochbekommen habe und nicht wegen den „passenden“ äußeren Umständen.

Ich stehe also in meinem Wohnzimmer, spule vor und zurück auf dem DVD-Player oder dem Laptop und will Details einer kata sehen. Ich übe eine Stunde teilweise nur an einer einzigen Form, sehe und übe Details. Oder ich wiederhole kata in verschiedenen Ausführungen – siehe letzter Beitrag. Und ich merke wie die kata (wieder?) besser werden.

Es ist schön die „Zeit zu haben“, sich mit seiner eigenen Kampfkunst selbstständig auseinander zu setzen. Nur für sich. Es erfordert deutlich mehr Disziplin, Selbstständigkeit oder intrinsische Motivation. Aber man übt Kampfkunst letztlich auch nur für einen selbst. Und unter aktuellen Umständen eben auch mal für sich allein. Aber wie vor 2 Beiträgen erwähnt, ist die Übung der Übung wegen, zur eigenen Perfektion, auch ein fester Bestandteil auf unserem Weg. Daher kann man die Zeit gerade trotz der Umstände sehr gut nutzen.

Dazu kommt das „Selbststudium“. Es bietet neue Möglichkeiten und Perspektiven und kann deinen Weg deutlich bereichern. In meinem Bücherregal stehen einige Bücher über Kampfkunst, die ich noch nicht oder nicht vollständig gelesen habe. Das Internet ist voll von Youtube-Videos oder Beiträgen aus anderen Vereinen. Hier gibt es jede Menge zu lernen, auch wenn man mal nicht selbst schwitzen will.

Wie es derzeit aussieht, werden wir uns nicht so schnell wieder im Dojo sehen können. Daher suchen wir nun zunehmend nach Alternativen. Das „Virtual Dojo“ könnte ein Weg sein, um noch etwas Zeit zu überbrücken. Ich möchte aber 2 Gedanken über die Corona-Zeit hinweg mit in die Zukunft nehmen: 1. Warum trainiere ich? 2. Wie sollte ich (auch) trainieren?

  1. Ich trainiere nicht für die Übenden im Dojo, nicht weil ich eine Verantwortung als Trainer habe, nicht weil es regelmäßige Termine gibt, ich trainiere für mich und weil ich mich und meine Kampfkunst weiterentwickeln will.
  2. Die oft vernachlässigte „eigenständige Übung“ sollte ein fester Bestandteil auf unserem Weg sein.

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Ergänzender Hinweis:
Die Verantwortung für Deinen Fort- oder Rückschritt liegt nicht (allein) bei Deinem Trainer oder an äußeren Umständen. Die Verantwortung trägst Du und Deine Zukunft resultiert aus Deiner Tätigkeit (oder Untätigkeit) in der Gegenwart.