Am 6.02.2016 war es für mich endlich soweit! Mein erstes Karate-Seminar, das nicht in Gärtringen stattfand, sondern mit Rivo Rasolofoson in Fritzlar.
Fritzlar liegt bei Kassel und somit war es eine weite Strecke zu fahren. Auf der Anfahrt überlegte ich mir, wie es wohl sein würde und was mich dort erwartet, wie es wohl ist, an einem völlig neuen Ort mit vielen Fremden Karateka zu trainieren. In der Ausschreibung stand „Yamane-Ryû Kobujutsu“, damit konnte ich noch nicht viel anfangen. Falls es Dir als Leser auch so geht, hier findest du mehr darüber: Yamane Ryû Koryû Uchinâdi Germany
Wir fuhren schon am Freitagabend nach Fritzlar und kamen für die Nacht bei einer befreundeten Karateka unter. Ein leckeres Frühstück gab es auch noch, Danke Gordana!
Der Lehrer, Rivo Rasolofoson, ein beeindruckender Mann, der mit einem breiten Lächeln alle Arten von Waffen um sich wirbeln lässt und dabei vieles erklärt, ist Träger des 3. Dans im Yamane-Ryû. Er trug einen dicken traditionell geknoteten Gürtel statt eines normalen Gürtels und wie er erklärte, war dies ein Zeichen des Respektes gegenüber den Teilnehmern. Sein Gürtel war nur dazu da, seinen Gi (Karate Anzug) zusammenzuhalten und drückte keine Graduierung aus. Um kurz nach 9 fingen wir mit dem Bo an. Rivo zeigte verschiedene Bo Handling Übungen, also grob ausgedrückt, wie man dem Bo um sich und sich mit dem Bo bewegen kann. Das soll man am besten schnell und ohne sich selbst mit dem wirbelnden Stock zu treffen ausführen. Hier konnte ich sehr viel mitnehmen! Die Fortgeschrittenen halfen und beantworteten meine Fragen. Ich merkte, dass es oft kleine Details sind, die bewirken, dass am Ende die Bewegung rund und ohne Halt abläuft.
Danach verbanden wir die ganzen Übungen zu einer Form, die einen mehr oder weniger geregelten Ablauf hatte. Jede Übung sollte 3-5 mal wiederholt werden und dann ohne Pause die nächste Übung daran angehängt. Ich lernte auch viel Theoretisches wie z.B., dass man darauf achten muss was man macht (wie man den Bo hält) aber gleichzeitig auch wissen muss, warum man das so macht. Man soll also die gezeigte Übung nicht einfach übernehmen, sondern versuchen zu verstehen, wieso man das so macht.
Dann teilte sich die Gruppe und ein paar übten weiter die Handlings Übungen und die Fortgeschrittenen übten eine Bo-Kata.
Dann gab es eine Pause mit belegten Brötchen, Kuchen und selbst mitgebrachtem Essen.
Währenddessen stand ich noch mit dem Bo in der Hand da und Rivo kam auf mich zu und fing an mit mir zu üben. Ich war kurz überrascht, aber er erklärte mir genau was ich machen sollte. Ich griff ihn mit dem Bo an und er verteidigte mit seinen Kamas. Das Kama ist eine Sichel mit nur leicht gekrümmter Klinge, das auf den Ryūkyū-Inseln und Asien unter anderem zum Ernten von Reis verwendet wurden und ist damit wie andere Kobudo-Waffen ein zweckentfremdetes landwirtschaftliches Gerät.
Er führte eine Version vor, in der unten am Griff eine Leine befestigt ist, welche man sich um die Hand schlingt und somit die Kama zu einer Wurfwaffe weiterentwickelt. Er nannte die Waffe „Flying Kama“. Nach der Pause ging es mit Partnerübungen weiter und ich zeigte mit Rivo die nächste Übung, welche er davor mit mir geübt hatte. Die Waffenkonstellation Bo gegen Kama hatte ich noch nie gesehen und er erklärte, dass man, wenn die Kama richtig scharf sind, die Waffe in den Bo „hackt“ und den Gegner so zu sich her zieht.
Seine Kama hatten zwar eine Metallklinge, aber sie war nicht scharf. Wir übten dann mit Holzkamas was bedeutend ungefährlicher ist. 🙂
Als Vorübung für die Flying Kamas (mit welchen ich nie geübt habe) gab es das sogenannte „Poi“, ein Tennisball an einer Schnur, die man sich um die Hand wickelt und dann den Ball um den Körper wirbelt. Steve und ich versuchten uns daran und nach einigem „sich selbst treffen“ klappte es auch ganz gut.
Dann war das Seminar für uns auch schon vorbei, weil wir nur am Samstag teilnahmen.
Wir ließen den Tag bei einem gemütlichen und leckeren Abendessen ausklingen und wir aus Gärtringen machten uns dann wieder auf den Heimweg.
Für mich war das Seminar sehr interessant und ich konnte viele neue Erfahrungen sammeln.