eine Betrachtung von Anna Baisch
Am Freitag, den 4. November fuhren Sabrina, Steve, Helge, Anke, Annika, Benny, Sarah und ich nach Chemnitz, um dort das Renzoku‐Futari‐Geiko & BJJ Seminar zu besuchen. Wir trafen am späten Abend ein und wurden von einigen Teilnehmern in einem kleinen Restaurant nahe des Koryukan herzlich begrüßt. Nach einer geselligen Runde legten wir uns im Dojo schlafen, um für den kommenden Morgen fit zu sein.
Am 5. November gegen 8 Uhr morgens war es dann so weit, der erste Seminartag begann. Wir begaben uns zur Trainingshalle, wo wir gemeinsam die mitgebrachten Matten aufbauten. Olaf Krey (5. Dan) begann den ersten Abschnitt des Seminars mit einer Begrüßung und Danksagung an die Organisatoren. Er erläuterte kurz den Schwerpunkt des Seminars. Renzoku‐Futari‐Geiko bedeutet fortlaufende Partnerübungen und ist ein gutes Beispiel, wie man auf Angriffe mit Karatetechniken reagieren kann.
Nach der Begrüßung erfolgte die Aufwärmphase mit einfachen zukis und Abwehrübungen. Olaf Krey legte anhand von Vorführungen dar, wie wichtig die Deckung von Kopf und die richtige Körperhaltung seien. Im weiteren Verlauf der ersten Übungseinheit näherten wir uns von den Bewegungsabläufen immer mehr an heishu waza an. Olaf Krey schaute immer wieder bei meiner Schwester und mir vorbei, um uns auf Fehler hinzuweisen und uns einige Tipps zu geben. Er zeigte viel Geduld und wurde nicht müde, auch auf wiederholte Fehler aufmerksam zu machen. Nach einigen Durchläufen, die zur Verinnerlichung des Ablaufs dienten, hatte man Zeit auf Kleinigkeiten zu achten und die Tipps zu beherzigen. Besonders wichtig erschien mir die Hüftdrehung, die Olaf Krey immer wieder betonte. Es wurde auch auf den ganzen Körpereinsatz bei heishu waza Wert gelegt, schließlich sollte es keine statische Übung sein. Nach der 2 ½ stündigen Einheit folgte eine Mittagspause.
Die zweite Übungeinheit knüpfte an dem zuvor Erarbeiteten an. Nach und nach wurden Elemente von heishu waza mit dem Partner geübt. Während den diversen Durchläufen der Partnerübungen bekamen die Karateka weitere Tipps und Korrekturen vom Seminarleiter und seinen Assistenten. Schnell ging die Übungszeit zu Ende und Olaf Krey verabschiedete sich. Er gab die Leitung an Gregor Kurfer weiter, der uns in die brasilianische Kampfkunst BJJ einführen sollte.
Vorweg ein paar Informationen: BJJ heißt Brazilian Jiu‐Jitsu und ist eine Abwandlung von Kōdōkan Judo. Der Schwerpunkt bei BJJ liegt auf den Bodenkampf sowie Wurf‐ und Hebeltechniken. Zuerst wurde uns gezeigt, welche Positionen in BJJ möglich sind. Aus zeitlichen Gründen wurden uns nur die Hauptpositionen demonstriert. Zudem erläuterte Gregor Kurfer welche der Positionen ungünstig und welche dominant sind. Nach der ersten Showeinlage ging es dann ans ausprobieren und üben. Wir fingen, jeweils abwechselnd, in der ungünstigeren Position an und versuchten den Partner aus dem Gleichgewicht zu bringen, um ihn dann auf dem Boden abzurollen. Bei einem over knee roll geht es darum, den Gegner in Schach zu halten, um die endgültige dominante Position zu erreichen. Diesen Ablauf übten wir mehrfach um ein Gespür für die Bewegungsabläufe und Körpergewichtverteilung zu bekommen. Ferner lernten wir, den Gegner auf Abstand zu halten und ihm somit keine Möglichkeit zum Positionswechsel zu geben. Da es etwas Neues für mich war, brauchte es seine Zeit, um sich an die Bewegungsabläufe zu gewöhnen. Ich muss gestehen, dass der Bodenkampf und das „rangeln“ mit dem Gegner mich nicht allzu sehr reizten. Gegen Ende übten wir in 2‐Minuten‐Runden mit unterschiedlichen Partnern die dominante Position zu halten. Nach der dritten Runde stieg ich aus, da ich geschafft vom Vormittag war.
Für den Abend war ein Abendessen mit allen Teilnehmern, in einem mexikanischen Restaurant geplant. Nach dem gemütlichen und leckeren Essen genossen wir den geselligen Abend. Interessante Gespräche mit einzelnen Personen blieben nicht aus. Wir saßen noch eine Weile zusammen bis wir wieder ins Dojo zurückgekehrt sind.
Am zweiten Seminartag begann das Training mit zuki waza. Nach der Aufwärmphase demonstrierte Olaf Krey die Anfänge von uke waza. Schrittweise, wie im Training, gingen wir die zusammengehörigen Elemente und ihre Übergänge durch. Es gab ein neues Element und eine Änderung im Vergleich zu dem, was wir in Gärtringen geübt hatten, was anfänglich einige Verwirrung bei mir auslöste. Nach mehreren Durchläufen von uke waza klappte es allerdings mit dem Ablauf. Nun ging es darum, die Tipps von Olaf Krey umzusetzen und zu verinnerlichen. Die Aufnahmefähigkeit meinerseits ließ gegen Ende stark zu wünschen übrig. Meine Partnerin war mittlerweile komplett abwesend und vollführte uke waza nur noch statisch. Gregor Kurfer erklärte uns, dass wir bei dem Hebel den Druck auf die Schulter ausüben sollten. Dina wies uns später darauf hin, dass der Hebel am Ellenbogen ausgeführt wird. Erst später wurde mir bewusst, dass diese beiden Möglichkeiten mit der eigenen Größe und der des Gegners zusammenhingen. Kleinere Personen kommen nicht unbedingt immer an die Schulter ihres Angreifers.
Die Karateka aus Gärtringen entschieden sich gegen die zweite Trainingseinheit des BJJ und somit gleichzeitig für die Heimfahrt. Vor der Halle verabschiedeten wir uns voneinander. Mit neuem Wissen, Erfahrungen und vielen Tipps machten wir uns auf die Heimfahrt. Für mich war das Seminar sehr hilfreich. Ich habe viel dazugelernt und hoffe, dass ich alle Tipps und Tricks bezüglich heishu waza und uke waza richtig umsetzen kann. Zudem ist mir bei meinem ersten Seminar klar geworden, dass ich noch ganz am Anfang stehe und dass man nie ausgelernt hat. Vielen Dank an Olaf Krey und sein Team, sowie Gregor Kurfer für ein tolles Seminar und die Geduld, die mir alle entgegen gebracht haben.